Carte Blanche 

Revidierte Ausbildungen: Am Wandel wachsen

Autorin: Mariette Zurbriggen, Präsidentin von SavoirSocial; Ressortleiterin Berufsbildung im Geschäftsbereich Bildung, CURAVIVA Schweiz

 
«Aus bekannten, routinierten Arbeitsschritten auszubrechen, braucht Kraft, Musse und Energie.»

Der Sommer 2021 war geprägt von unbeständigem Wetter und – wie seit Längerem – von den Unsicherheiten in Bezug auf die Entwicklung der Corona-Pandemie. Auch in der Berufsbildung im Sozialbereich sind in dieser Zeit grundlegende Änderungen eingetreten: Die Ausbildung Fachmann*frau Betreuung ist nach den totalrevidierten Grundlagen gestartet, die ebenfalls revidierten Rahmenlehrpläne an den höheren Fachschulen im Sozialbereich sind seit Mitte August in Kraft und das Berufsfeld Arbeitsintegration verfügt mit den Fachausweisen Arbeitsagoge*in und Job Coach*in Arbeitsintegration über zwei neue Abschlüsse auf Tertiärstufe. In diesen spannenden Umbruchszeiten habe ich das Präsidium von SAVOIRSOCIAL übernommen, der Dachorganisation, die für alle genannten Projekte (mit-)verantwortlich war.

Die Revisionen der Ausbildungen haben einige Zeit in Anspruch genommen: Die FaBe Revision hat gut sechs Jahre gedauert, die Revision der Rahmenlehrpläne fast fünf Jahre und die Erarbeitung der Berufsprüfungen im Bereich Arbeitsintegration ebenfalls sechs Jahre. Dies zeigt: Veränderungen bei eidgenössisch reglementierten Ausbildungen geschehen nicht von heute auf morgen, sondern entstehen durch einen längeren Weg. Es wird analysiert, erstellt, evaluiert, überarbeitet – mit der Mitwirkung von vielen Akteuren mit ihren unterschiedlichen Perspektiven.

Und dann kommt der Moment, wo sich die Bildungsverantwortlichen – in den Lehr- und Ausbildungsbetrieben, in den überbetrieblichen Kursen und in den Schulen – mit den Neuerungen auseinandersetzen müssen. Sie haben keine Zeit, sich monatelang darauf vorzubereiten, zumal sie noch mit der Ausbildung nach den bisher geltenden Grundlagen beschäftigt sind. Einige fühlen sich vielleicht «ins kalte Wasser geworfen». Wichtig scheint mir, dass man sich die Zeit nimmt, sich in das Neue einzuleben. Dies kann auch heissen, geduldig mit sich selbst als zu sein sowie Fehler und frustrierende Momente zu akzeptieren. Aus bekannten, routinierten Arbeitsschritten auszubrechen, braucht Kraft, Musse und Energie. Dinge, die im überfüllten Arbeitstag oftmals rar sind – zurzeit vielleicht umso mehr, da sonst schon viel Gewohntes aus den Fugen geraten ist...

Das Ziel von Revisionen ist es, eine Ausbildung den aktuellen Gegebenheiten im Feld anzupassen – weil sich auch in den Arbeitsfeldern des Sozialbereichs über die Jahre vieles wandelt, das neue oder andere Kompetenzen erfordert. Die neuen Unterlagen werden nun einige Jahre gültig sein. Nach der Zeit des Einlebens folgt die Festigungsphase – genau wie bei anderen nachhaltigen Veränderungen im Leben. Mein Wunsch ist es, dass in drei Jahren, wenn die ersten Lernenden FaBe nach den revidierten Grundlagen ihr EFZ in den Händen halten, die Beteiligten sagen können: «Wir sind angekommen in der neu konzipierten Ausbildung und am Lernprozess gewachsen. Die Arbeitsinstrumente sind verständlich und hilfreich und wir kommen bestens damit zurecht». Bis dahin wünsche ich allen Bildungsverantwortlichen, Institutionsleitungen, Lehrpersonen, Dozierenden und allen weiteren Involvierten von Herzen viel Schwung, um die revidierte Ausbildung umzusetzen.

            


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