Carte Blanche 

Interview zum neuen Vorbereitungskurs HFP Berater*in Frühe Kindheit bei Careum Weiterbildung

 

Seit Ende 2021 gibt es mit der Höheren Fachprüfung Berater*in Frühe Kindheit einen neuen eidgenössisch anerkannten Abschluss im Arbeitsfeld Mütter- und Väterberatung. Die Prüfung setzt Berufspraxis voraus und verknüpft Theorie mit praxisorientierter Erfahrung. Als schweizweit einziger Anbieter bietet Careum Weiterbildung in Aarau seit diesem Frühling einen Vorbereitungskurs auf die Höhere Fachprüfung Berater*in Frühe Kindheit an. Praxisorientiert führt der Lehrgang gezielt auf den neuen eidgenössisch ankerkannten Abschluss hin.

Rahel Stöckli ist Bereichsleiterin Pflege & Betreuung bei Careum Weiterbildung. Astrid Marquardt, Verantwortliche Marketing & Kommunikation – OdA Sozialberufe Zürich, hat ein spannendes Interview zum Vorbereitungskurs HFP Berater*in Frühe Kindheit mit ihr geführt. Darin wird beleuchtet, weshalb professionelle Beratung und Betreuung in der Frühen Kindheit für unsere moderne Gesellschaft heute so relevant sind.

Frau Stöckli, worum geht es im Vorbereitungskurs Berater*in Frühe Kindheit?
Berater*innen Frühe Kindheit stehen Eltern und Bezugspersonen von Kindern zwischen 0 und 5 Jahren zur Seite. Sie helfen in dieser entscheidenden Phase, Entwicklungsstörungen und Auffälligkeiten bei Kleinkindern frühzeitig zu erkennen und anzugehen. Als Teil eines interprofessionellen Teams leisten Sie damit einen zentralen Beitrag zum Kindswohl, zur Prävention und Gesundheitsförderung. Mit dem Vorbereitungskurs und dem eidgenössischen Diplom sind die Absolvierenden bestens für diese anspruchsvollen Aufgaben gerüstet, verfügen über eine hohe Expertise in ihrem Tätigkeitsbereich und können sich als gesuchte Fachleute in der Branche positionieren. Nicht zuletzt bieten Berater*innen Frühe Kindheit mit ihrem Know-how Eltern und Betreuungspersonen auch in ganz alltäglichen Situationen eine wertvolle Begleitung.

Wieso hat das Thema grundsätzlich eine solche Wichtigkeit?
Die «Frühe Kindheit» ist eine sehr sensible und wichtige Phase in der Kindesentwicklung. Eltern und Betreuungspersonen kommen ganz frisch zu ihrer neuen Rolle. Ihnen während dieser Zeit Sicherheit zu geben und sie zu unterstützen, ist die Aufgabe von Berater*innen Frühe Kindheit. In den letzten Jahren haben sich traditionelle Familien- bzw. Betreuungsmodelle stark verändert. Darum ist man auch vom Begriff «Mütter- und Väter»-Beratung weggekommen.

Heisst das, dass die sich verändernden Familienmodelle einen Einfluss auf die Inhalte des Lehrgangs Berater*in Frühe Kindheit gehabt haben?
Absolut. Die sozialpolitischen Bedingungen rund ums Familienkonzept haben sich verändert. Das beobachten wir v.a. in Städten, unseren kulturellen Ballungszentren. Die Themen reichen weit über die Betreuung, Pflege oder Ernährung eines Babys hinaus.

Welche Themen beschäftigen heute, im Gegensatz zu früher, eine*n Berater*in Frühe Kindheit?
Nun, Fragen, die man bisher in der «klassischen Familie» (Mutter-Vater) abgehandelt hat, werden heute auch von anderen Bezugspersonen gestellt. Unsere modernen Familien- oder Betreuungsmodelle sind vielfältig. Es gibt Patchwork- oder Singlehaushalte, leibliche oder nicht leibliche Betreuungsbeziehungen, usw. Wenn in einem herausfordernden Gefüge, mit vielen Involvierten und Schnittstellen, Probleme entstehen, kann das anspruchsvoll werden. Darum stärken wir die Berater*innen Frühe Kindheit in genau diesen Szenarien.

Was hat sich ausser den vielfältigen Familienmodellen sonst noch verändert?
Gesellschaftspolitisch fand in den letzten 10 bis 20 Jahren eine starke Sensibilisierung statt. Wir haben in der Schweiz seit 2013 ein überarbeitetes Kindes- und Erwachsenenschutzgesetz. Juristische Themen, wie z.B. Scheidungen oder generell das Kindeswohl und der Kindesschutz, beschäftigen uns sehr. Zudem gibt es immer mehr komplexe Familienmodelle aus dem Ausland, die man in der Schweiz nicht gewohnt ist. Man muss sich aber damit beschäftigen, wenn diese Familien immigrieren. Generell hat das Thema Migration einen stärkeren Stellenwert erhalten. Auch Zusammenhänge zwischen Bildung und Armut verstehen wir heute besser als noch vor ein paar Jahren, weil es vermehrt Studien dazu gibt. All das fliesst in die Weiterbildung mit ein.

Mit welcher Vorbildung hat man Zugang zum Vorbereitungskurs Höhere Fachprüfung Berater*inFrühe Kindheit?
Viele Jahre war der Lehrgang nur Personen mit pflegerischem Hintergrund zugänglich. Zu Beginn ging es vorwiegend um medizinische und pflegerische Inhalte aus der Pädiatrie (Kinder- und Jugendmedizin). Um jedoch die Realität innerhalb der Branche und im Tätigkeitsbereich der Berater*innen Frühe Kindheit besser abbilden zu können, werden heute viele sozialpädagogische Themen mit einbezogen. Zugelassen sind heute nebst Pflegefachpersonen auch Hebammen, Kindheitspädagog*innen und Sozialpädagog*innen. Um maximal von der Ausbildung profitieren zu können, muss der berufliche Bezug zur Frühen Kindheit aber gegeben sein.

Fachpersonen Betreuung könnten also die HFP Berater*in Frühe Kindheit absolvieren?
Sofern sie sich nach ihrer EFZ-Ausbildung auf HF-Stufe weitergebildet haben, absolut. Gerade Fachpersonen Betreuung, z.B. aus dem Fachbereich Kinder, mit entsprechender HF-Fortbildung, bringen beste Voraussetzungen als künftige Berater*innen Frühe Kindheit mit.

Welche Institutionen profitieren von der Ausbildung von Berater*innen Frühe Kindheit?
Organisationen und Behörden können mit der Beratung Frühe Kindheit einen Präventionsmassnahmen-Beitrag an unsere Gesellschaft leisten. In erster Linie profitieren Bezugspersonen selbst vom Angebot. Schauen wir uns aber die Kindesschutzthematik an: Berater*innen Frühe Kindheit erhalten beispielsweise durch Hausbesuche einen direkten Zugang in die Haushalte, in denen Kleinkinder leben. Berater*innen Frühe Kindheit sind daher auch wichtige Schnittstellen. So profitieren u.a. auch Gemeinden und ihre Fachstellen von deren Know-how.

Das Angebot der Beratung Frühe Kindheit ist freiwillig. Was passiert, wenn aus dieser Freiwilligkeit plötzlich eine Verpflichtung wird?
Solche Massnahmen werden meist von der KESB initiiert. Sich als Berater*in Frühe Kindheit in diesem Spannungsfeld zu bewegen, ist eine Herausforderung. Die Berater*innen tragen eine grosse Verantwortung. Kommen Sie z.B. in einen Haushalt und beurteilen, dass das Kindeswohl beeinträchtigt oder gar gefährdet ist, wird eine Meldung an die KESB weitergegeben. Diese Einschätzung geben zu können, benötigt einerseits viel Erfahrung andererseits eine gute interdisziplinäre Vernetzung.

Berater*innen Frühe Kindheit arbeiten also auch vielfach mit anderen Fachpersonen zusammen?
Ja, das ist richtig. Neben der erwähnten KESB, ist auch der Austausch mit Bildungspartnern, Ärzt*innen in der Pädiatrie, Hebammen, Ernährungsberater*innen, Psycholog*innen und weiteren Fachpersonen stark vorhanden. Es gibt viele Berufe, die sich auf die Frühe Kindheit spezialisiert haben. Es sind also viele Schnittstellen zur Arbeit der Berater*innen Frühe Kindheit vorhanden. In der gemeinsamen Schnittmenge teilt man sich wichtige Kompetenzen. Das hat auch die Professionalisierung des Berufs vorangetrieben und bleibt weiterhin sehr wichtig.

Wie ist der Vorbereitungskurs aufgebaut?
Neben dem angeleiteten Selbststudium nehmen die Absolvierenden im Rahmen von fünf Pflichtmodulen an insgesamt 43 Tagen am Präsenzunterricht teil. Dabei stehen Übungen, Interaktion und Austausch im Zentrum; die Vermittlung von Theorie während der Präsenzphasen ist auf ein Minimum reduziert, denn dies findet vorwiegend im Selbststudium statt. Die Auswahl der Dozent*innen stellt die interprofessionelle Vielfalt des Fachbereichs sicher. Erziehungswissenschaftler*innen, Entwicklungspsycholog*innen, Kinder- und Jugendpsycholog*innen, Kinderärzt*innen, Mütter-/Väterberater*innen, Ernährungsberater*innen sowie Physiotherapeut*innen geben ihre Kenntnisse weiter. Ausserdem unterstützen und begleiten Tutor*innen die Studierenden während des gesamten Lehrgangs und in allen Lernphasen, also auch während des Selbststudiums.

Der erste Lehrgang hat im April 2022 gestartet. Können Interessierte jetzt noch einsteigen?
Das ist möglich. Durch den modularen Aufbau des Vorbereitungskurses ist ein Einstieg grundsätzlich jederzeit möglich. Wir wollen jedes Jahr einen Lehrgangsstart ermöglichen, beginnend jeweils im April. Der Lehrgang dauert insgesamt rund zwei Jahre, kann aber auch innerhalb von 3 Jahren abgeschlossen werden. So lässt er sich den individuellen beruflichen und privaten Möglichkeiten anpassen.

Wie wurde der Lehrgang ins Leben gerufen?
Careum Weiterbildung hat eine lange Geschichte (damals noch unter anderen Namen) und eine lange Tradition in der Ausbildung von Mütter- und Väter-Berater*innen. Bereits seit 2006 gibt es den Lehrgang. Ursprünglich war dieser als Nachdiplomstudium (NDS) geschaffen worden. Careum Weiterbildung hat sich jedoch zum Ziel gesetzt eine Weiterbildung zu schaffen, die vom Bund mitfinanziert wird, was bei einem NDS nicht der Fall gewesen wäre.

Der Lehrgang wird also durch Bundesbeiträge mitfinanziert?
Ja. Als Vorbereitungskurs auf eine eidgenössische Prüfung ist der Lehrgang subjektfinanziert. Der Bund unterstützt Absolvierende finanziell und erstattet bei der Anmeldung zur Fachprüfung 50 Prozent der Kurskosten zurück. Das macht den Lehrgang als schweizweit einzigen, der gezielt auf die Höhere Fachprüfung Berater*inFrühe Kindheit vorbereitet, zusätzlich noch attraktiver.

 

Mehr Informationen

            


OdA Sozialberufe Zürich
Maneggstrasse 17
8041 Zürich
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info@oda-sozialberufe-zh.ch
www.oda-sozialberufe-zh.ch



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