Carte Blanche 2
Karin Fehr
Stadträtin und Vorsteherin der Abteilung Gesundheit, Stadt Uster
Als Kantonsrätin und Mitglied der Kommission für Bildung und Kultur setzt sich
Karin Fehr für ein starkes Zürcher Bildungswesen für alle Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen ein.
Ebenso engagiert sie sich für ein breites Kulturangebot und die dafür notwendige Kulturförderung.
2007 - 2018 Geschäftsleiterin SAVOIRSOCIAL (Schweizerische Dachorganisation der Arbeitswelt Soziales)
Jokertage für Lernende in Berufslehren?
Vielen von Ihnen dürften die Jokertage aus der Volksschule bekannt sein. Seit Längerem haben da die Kinder ja die Möglichkeit, dem Unterricht während zweier Tage pro Jahr ohne Begründung fernzubleiben. Diese Praxis hat sich an der Volksschule grundsätzlich sehr bewährt.
2015 haben Gymischülerinnen und -schüler aus Bülach via ihre Lehrperson die Forderung nach Jokertagen an den Mittelschulen aufs politische Parkett gebracht. Sie hatten Jokertage bzw. das damit verbundene kleine Stück Freiheit an der Volksschule schätzen gelernt und wollten es daher auch an den Mittelschulen nicht mehr missen. Die grosse Mehrheit des Kantonsrats sah in Jokertagen an Mittelschulen mehr Vor- als Nachteile und stimmte dieser Einzelinitiative anfangs 2018 zu.
Bei der Diskussion des Vorstosses hatte sich die Kommission für Bildung und Kultur (KBIK) auch mit der Ungleichbehandlung zwischen Mittelschülerinnen und -schülern und Berufslernenden beschäftigt. So wohl war auch mir nicht beim Gedanken, dass wir den Mittelschülerinnen und -schülern, die doch bereits doppelt so viele Ferien wie Berufslernende haben, noch mehr Freitage gewähren. In der KBIK stellte sich dann aber heraus, dass es - will man denn auch den Berufslernenden die Möglichkeit von Jokertagen einräumen - wohl eher eine nationale Lösung dafür zu suchen braucht.
Nun, einen Zürcher Stimmbürger liess diese Frage der Ungleichbehandlung nicht los. Er reichte am 23. April 2018 deshalb die Einzelinitiative ‚Jokertage für Lernende in Berufslehren ein‘. Nur eine Minderheit, zu der auch ich gehörte, fand es wichtig und richtig, das Anliegen auf kantonaler Ebene genauer zu prüfen. Die Mehrheit lehnte die Einzelinitiative ab.
Was viele im Rat gar nicht wussten: Ende September 2018 ist zum Thema auch im Nationalrat eine Interpellation eingereicht worden. Die Unterzeichnenden befürchten einen weiteren Attraktivitätsverlust der Berufslehre, wenn immer mehr Kantone Jokertage an Mittelschulen einführen.
Auf die Fortsetzung der Diskussion dürfen wir also gespannt sein.
Direkter Einstieg in die Berufslehre nach der Volksschule
Viele von Ihnen wissen, dass ich mich bei SAVOIRSOCIAL zwischen 2007 und 2018 immer wieder mit der Frage der Praktikas vor Lehrbeginn beschäftigt habe. Im September 2018 haben Monika Wicki, SP, Hanspeter Hugentobler, EVP und ich zwei Postulate zu diesem Thema eingereicht:
Im einen fordern wir den Regierungsrat dazu auf, Massnahmen zu ergreifen, damit mehr Jugendliche direkt nach der Volksschule eine Berufslehre ergreifen können. Im zweiten Postulat laden wir den Regierungsrat ein, die gesetzlichen Grundlagen dafür zu schaffen, damit Praktikantinnen und Praktikanten in den Versorgungsbereichen der Kinder-, Behinderten- und Betagtenbetreuung im Rahmen der Betreuungsschlüssel-Bestimmungen nicht zu den unausgebildeten Betreuungspersonen zählen dürfen.
Hier gilt: Auf den Beginn der Diskussion dürfen wir gespannt sein.
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